Berühmt wurde der Nationaltorwart vor allem durch ein, nein, durch das Spiel: Hans Tilkowski kassierte im WM-Finale gegen England 1966 das legendäre Wembley-Tor. Es war vielleicht die Frage seines Lebens: Tor oder nicht Tor? Zumindest war es die Frage, die ihm am häufigsten in seinem Leben gestellt wurde. „Dabei war Hans immer viel mehr als nur der Torhüter im Wembley-Finale“, sagt FLVW-Präsident Gundolf Walaschewski. „Er war immer gerade heraus, immer sachlich, immer gerecht, ein großer Sportsmann und immer Westfalen verbunden. Er hat dem FLVW vor fast zehn Jahren vorgeschlagen, etwas für uns zu tun. Sein Gesicht, seine Kontakte für den westfälischen Verband zu nutzen. So sind die FLVW-Botschafter entstanden, wofür wir ihm immer dankbar bleiben werden“, so Walaschewski weiter.
"Wir sind wer" – setzte Tilkowski Zeit seins Lebens dem bayuwarischen „mir san mir“ entgegen. Und wenn einer für Westfalen und den westfälischen Sport stand – dann Tilkowski. Als „Talentschmiede“ bezeichnete er die Sportschule Kaiserau, wo er, neben dem Training beim SuS Kaiserau, täglich zum damaligen Verbandssportlehrer Herbert Widmayer und seinem Assistent und späteren Nachfolger Walter Ochs fuhr. Fleiß, Verlässlichkeit und Können – das überzeugte auch Sepp Herberger, der ihn in die Nationalmannschaft berief, für die er neun Spiele absolvierte. Aber Hans Tilkowski überzeugte auch immer neben dem Platz. So auch 2009 als er im Vorfeld eines WM-Qualifikationsspiels der Einladung des aserbaidschanischen Verbandes folgte und mit der deutschen Nationalmannschaft nach Baku reiste. Am Denkmal von Tofiq Bachramow, dem Linienrichter, der das Wembley-Tor – wie wir heute wissen – fälschlicherweise gegeben hatte, hielt er eine beeindruckende Rede über Fair Play.
FLVW-Gebäude im SportCentrum Kaiserau trägt Namen Hans Tilkowskis
Fairplay und soziales Engagement – dafür stand Tilkowski. Dabei war es ihm immer wichtig „etwas zurückzugeben“. Er setzte sich für das Friedensdorf in Oberhausen ein, wo in Kriegen verwundete Kinder operiert und gepflegt wurden. Er sammelte Geld für Unicef und Leukämie kranke Kinder. Und er setzte sich für benachteiligte Kinder in seiner Heimatstadt Herne ein. Eine Hauptschule ist nach ihm benannt worden und natürlich haben die Kinder auch einen Bolzplatz bekommen.
„Fußball verbindet – davon war Hans immer überzeugt und das hat er 84 Jahre lang gelebt. Wir sind traurig und werden ihn vermissen. Unsere Gedanken sind bei seiner Frau und seiner Familie. Hans hat Spuren hinterlassen – nicht nur in Westfalen“, sagt FLVW-Ehrenpräsident Hermann Korfmacher. Im SportCentrum Kaiserau sind diese Spuren weithin sichtbar. Das Hans-Tilkowski-Haus, die Ideen- und Gedankenschmiede des Verbandes, trägt seit der Einweihung am 13. Juli 2014 – passenderweise dem Tag, an dem die Deutsche Nationalmannschaft den WM-Titel in Brasilien gewann – seinen Namen.
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