Talentförderung vom Verein zur Kreisauswahl Kreis Hagen:
Kreis Hagen: Auswahl als
Ausbildungsort und Sprungbrett
Soviel vorneweg: Im Kreis Hagen haben es die fußballspielenden Mädchen gut! In den letzten Jahren hat es hier wie in vielen anderen westfälischen Kreisen auch einen wahren Mitgliederansturm gegeben. Die Statistik weist in Hagen am 1. Januar 2004 zusammenfassend 222 Fußballmädchen aus. Bis Ende 2007 hat sich diese Zahl auf 541 Mädchen erhöht. Das können der Verband und der Fußballkreis mit den Städten Gevelsberg,Sprockhövel, Schwelm und Ennepetal zunächst als stolze Bilanz verbuchen.
Am Freitagnachmittag ist Kreisauswahltraining auf der hochgelegenen Sportanlagedes SV Büttenberg in Ennepetal. Eine gepflegte Anlage, Kunstrasen. Über 30 Mädchen aus 14 Vereinen trainieren bei Christian Düren und Manuela Kampczyk. Die meisten sind von ihren Eltern gebracht worden, die jüngste Fußballerin ist zehn Jahre alt. Der Kreis Hagen reicht von der Grenze zu Iserlohn bis nach Sprockhövel und wenn die Mädchen weite Wege haben, dann fahren sie schon mal 25 Kilometer zum Training ihrer Kreisauswahl. Der SV Büttenberg hat seinen Kunstrasen zwei Stunden gerne zur Verfügung gestellt, und die Mädchen sind über die zusätzliche Förderung, wie man auch heute Abend sieht, dankbar. Schusstraining, Technikschulung, Koordination, vielfältige Spielformen, das ganze Programm, wie es der DFB-Ordner empfiehlt.
Der Kreis Hagen hat alle drei Mannschaften, die U12, U14 und U16 zu den anstehenden Kreisauswahlspielen dem Verband gemeldet. Das war nie Diskussionsgegenstand, denn mit der Unterstützung durch den Fußballkreis hatte Christian Düren in den zwei Jahren seiner bisherigen Verantwortung nie Schwierigkeiten: „Der gesamte Kreisvorstand hat sich immer mit dem Mädchenfußball identifiziert. Damit meine ich die Unterstützung von der materiellen Seite her genauso wie die personelle Hilfe", so der Coach, der gleichzeitig als Trainer im Talentförderzentrum Bochum arbeitet. Mitte des Jahres ist ihm mit Anne Lepis die Koordinatorin Mädchenfußball im Kreis Hagen zur Seite getreten. Sie hält die Verbindung zu den Vereinen, zu den Eltern und kümmert sich als Frau um die besonderen Belange der Fußballmädchen. Die Kreisauswahl sehen alle drei Verantwortlichen als wichtige, notwendige Stufe in der Ausbildung und Förderung der Mädchen.
Kooperation mit TFZ sinnvoll
Mögliches Konkurrenzdenken und persönliches Kompetenzgerangel mit den Verantwortlichen der Talentförderzentren weist Christian Düren entspannt zurück: „Hier in Hagen betrachten wir die Auswahlmannschaften als sinnvoll, um den Kontakt zu den Vereinen eng zu halten. Die großen Vereine wie Westfalia Hagen, SG Vorhalle, TSG Sprockhövel oder FC Silschede kenne ich gut, aber wir wollen auch die Spielerinnen in den kleinen Vereinen sichten. Wir müssen Anstöße geben, neue Mannschaften aufzubauen wie in diesem Jahr beim FV Hiddinghausen, oder Trainerfortbildungen am Ort, also im Kreis, für die Trainer der Mädchenteams organisieren. Da können wir uns zum Beispiel immer auf die Unterstützung von Werner Hartlepp, der seit Jahren die Auswahl der Jungen betreut, verlassen. Das trägt zur Wertschätzung des Mädchenfußballs bei!"
Natürlich arbeiten auf der Sportanlage des SV Büttenberg auch heute Nachmittag einige Mädchen zielstrebig darauf hin, dass die Kreisauswahl für sie nur schnelle Durchgangsstation bleiben wird. Die Mädchen hier sind ehrgeizig. Positiv formuliert haben sie ein festes Ziel vor Augen. Sie fragen nach, ob sie nicht schon in das Talentförderzentrum dürfen, und müssen von den aufmerksamen Trainern und Betreuern tendenziell eher gebremst werden.
Anne Lepis: „Viele Mädchen sind beim ersten Training in der Kreisauswahl so nervös, dass wir eine Dreierregelung vereinbart haben. Dreimal dürfen die Neuen mittrainieren, dann entscheiden die Trainer über eine Aufnahme." Für andere ist das Training im Kreis willkommene Abwechslung, die Möglichkeit, neue Trainingsformen kennenzulernen oder in einer größeren gleich starken Gruppe zu spielen und zu lernen.
Eigene Akzente setzen
Wichtig ist für Christian Düren sein gutes Verhältnis zu den Vereinstrainern. Denn das Vertrauen der Vereine in die Arbeit des Auswahltrainers ist bei seinen Vereinsbesuchen und den Sichtungen sein Kapital, und mit seiner Trainertätigkeit im TFZ Bochum ist die Vernetzung in die nächste Förderstufe gelungen. Dass ein Kreis durchaus eigene Akzente setzen kann, beweisen die Hagener auch durch die Organisation zweier außergewöhnlicher Fußballfahrten für die Auswahlmädchen. Mit der U13 ging es in diesem Jahr nach Wien. Die U15-Mannschaft fuhr mit Unterstützung des Kreises -und natürlich der Eltern -nach Bulgarien. Bis vor einem Jahr hatte der Kreis Hagen sogar eine U17-Mannschaft als Kreisauswahl spielen lassen, die er eigenständig organisiert hatte. Es ist schließlich so, dass den einzelnen Kreisen bei zusätzlichen Aktivitäten tatsächlich wenige Grenzen gesetzt werden. Die Erfolge der Fußballerinnen Alexandra Popp vom FC Silschede (jetzt in derDFB-U17 Auswahl aktiv) und Janine Angnick aus Schwelm, die in das neu eingerichtete Mädcheninternat in Kamen- Kaiserau eingezogen ist, lassen grüßen.
Von links: Christian Düren, Kreisauswahltrainer Hagen,
Anne Lepis, Koordinatorin Mädchenfußball, und
Manuela Kampczyk, Kreisauswahltrainerin,
kümmern sich um die Mädchen und pflegen die
Kontakte zu den Vereinen
Text und Fotos: Uli Clemens
5 - 2008
WestfalenSport
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